Der verdutzte Schlossbesitzer – Kurzgeschichte

Der verdutzte Schlossbesitzer - Kurzgeschichte

Gerade eben vor dem Supermarkt. Ich schlendere an der Fahrradabstellanlage vorbei, als mein Blick auf einen jungen Mann fällt, der mit einem grimmigen Ausdruck im Gesicht an seinem Fahrrad herumschraubt. Neugierig stelle ich mich neben ihn.

„Oh Mann, das sieht ja kompliziert aus,“ entfährt es mir.

Der junge Mann wirft mir einen kurzen, missmutigen Blick zu. „Geht so,“ brummt er.

„Als Fahrradfahrer sollte man immer das richtige Werkzeug dabei haben,“ sage ich freundlich.

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Plötzlich verfinstert sich seine Miene. „Niemand mag Klugscheißer,“ faucht er.

„Das sagen alle dummen Menschen,“ erwidere ich schlagfertig.

„Selber dumm!“ kontert er patzig.

Ich lasse ihn kurz gewähren, bevor ich fortfahre: „Ganz sicher. Ich hätte zum Beispiel auch keine Ahnung, wie man so ein Fahrrad repariert.“

„Ich repariere nichts,“ stellt er klar.

„Was machen Sie dann?“ frage ich verdutzt.

Er deutet auf das Fahrrad. „Wonach sieht’s denn aus?“

„Nach Reparieren. Und das hat das Fahrrad sicher nötig,“ entgegne ich.

„Ich repariere nichts, das Schloss klemmt,“ murmelt er.

„Ah, okay,“ sage ich verständnisvoll. „Und die Kette ist ja ziemlich fett, die kriegt man wohl nicht so einfach durch.“

„Nee,“ bestätigt er.

„Und das Schloss lässt sich nicht öffnen?“

„Nein, sonst wäre ich ja schon längst weg!“ presst er hervor.

„Wie gesagt: Man braucht gutes Werkzeug, das hat mein Opa schon gesagt,“ predige ich.

Er flucht leise vor sich hin. Ich hole eine Tüte Gummibären aus meinem Rucksack und reiche sie ihm. „Kleine Stärkung?“

Er schüttelt den Kopf. „Nein, Danke.“

„Dann nicht,“ sage ich und zucke die Schultern. „Brauchen Sie denn Hilfe bei dem Schloss?“

„Nein, ich kriege das schon hin!“ brummt er.

„Gutes Werkzeug,“ werfe ich ein. „Habe ich wohl schon mal gesagt. Mit so einer Fummelei wird das auf Dauer nichts.“

„Hauen Sie einfach ab!“ blafft er mich an.

„Kein Grund, so unfreundlich zu sein!“ erwidere ich ruhig. „Ich wollte nur helfen.“

„Kann ich drauf verzichten!“ faucht er zurück.

„Ja, merke ich auch,“ sage ich gelassen. „Trotzdem würde ich mir gern mal das Schloss ansehen.“

„Warum!?“ fragt er misstrauisch.

„Weil ich den Schlüssel dafür habe und wissen will, ob er noch passt,“ erkläre ich mit einem Lächeln.

In diesem Moment schnellt der junge Mann wie von der Tarantel gestochen von seinem Fahrrad hoch. So schnell, wie er plötzlich rennen konnte, brauchte er der gar kein Fahrrad. Und schon gar nicht meins.

Verblüfft starre ich ihm hinterher, bis er im Getümmel des Supermarkts verschwindet. Was war denn da los? Wollte er mein Fahrrad klauen? Oder war das Schloss doch sein Geheimnis und er hatte etwas zu verbergen? Mit einem Kopfschütteln steige ich auf mein eigenes Fahrrad und fahre davon – die Gummibären immer noch in der Hand.

Was ist aus dem jungen Mann geworden? Hat er sein Fahrrad je wieder aufgeschlossen? Und was war sein Geheimnis? Fragen, die wohl für immer unbeantwortet bleiben werden.


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